Weinreben in einem Bergbaugebiet

11. 9. 2023

Vinař Mikulášek a starostka Blatna Iveta  Rabasová Houfová

Das scheint ein Widerspruch zu sein. Aber im Norden der Tschechischen Republik ist das möglich. Wein wurde hier schon vor Hunderten von Jahren angebaut (und getrunken).
Das nordböhmische Becken gilt in Tschechien als Sinnbild einer Landschaft mit Luftverschmutzung, Umweltschädigung und devastierender Landschaftsveränderung; denn der intensive Abbau von Braunkohle in stark industrialisierten Gebieten hier am Südabfall des Erzgebirges, um Komotau, Brüx, Teplitz und Aussig, hatte negative Auswirkungen auf das Landschaftsbild und die Siedlungsstruktur.

Witschitz / Vičice ist ein kleines Dorf, ein Ortsteil der an der Hutna gelegenen Gemeinde Březno / Briesen südlich von Komotau. Und hier, wo auch ein altes Jagdschloss steht, hat sich eine schöne Geschichte zugetragen.

Vater Mikulasek und seine zwei Söhne wussten vor elf Jahren nicht so recht, was sie mit einem Obstgrundstück anfangen sollten, das sie auf dem Lande gekauft hatten. Da lernten sie einen Mann aus Mähren kennen, dem exzellentesten Weinbaugebiet Tschechiens. Und der riet ihnen: Obstbäume fällen, Weinreben pflanzen. Die Bedenken der drei Mikulasek-Männer schmolzen dahin wie Schnee an der Sonne, als sie das hinreißende Panorama von ihrem Grundbesitz aus sahen. Obwohl keiner von ihnen vom Fach war, waren sie überzeugt: Hier musste Wein angebaut werden.

Auf einer anfangs acht Hektar großen Fläche pflanzten sie, unter Anleitung eines Experten aus Mähren, alte, aber "renovierte“ Reben an, in einer idealen Höhenlage von 250 bis 280 Metern. Und im Jahr 2012 konnte die erste Flasche Riesling gefeiert werden.

Hier, wo man in der Vergangenheit nichts als Bier und Bier kannte, gedeiht heute exquisiter, mehrmals preisgekrönter Rebensaft: Weißwein Riesling und Hibernal und Solaris (die 90% der Familienproduktion ausmachen) und roter Sevar und Zweigeltrebe.

Worauf die Mikulasek besonders stolz sind: Hier bei ihnen, im Weinberg und im Keller, läuft alles manuell ab und vor allem ohne Chemie. Auf einst verschmutztem, umweltgeschädigtem Terrain wird den Besuchern und Kunden heute im wahrsten Sinn "reiner“ Wein eingeschenkt.

Wolftraud de Concini