Herbstkonzerte in Neustadt an der Waldnaab 2013
"An die Entfernte"
Markéta Cukrová – Mezzosopran
Alena Hönigová – Tafelklavier
am Samstag 19. Oktober 2013 um 19 Uhr, Foyer Altes Schloss
In der Zeit des Fürsten Franz Maximilian von Lobkowitz (1772 – 1816) erlebte gerade das Schloss Eisenberg in Böhmen eine glorreiche Zeit. Auch sein Schloss in Neustadt besuchte er dabei immer wieder. Dieser Mann von feinem Geschmack, selbst musikalisch veranlagt (ein guter Geiger und Sänger), hatte eine eigene Kapelle mit hervorragenden Virtuosen gegründet. Diese Kapelle hat in seinem Wiener Palais und auf seinen Landsitzen in Raudnitz, Eisenberg und Neustadt die modernsten Werke seiner Zeit aufgeführt. Für ihn wurden sehr viele Werke von Beethoven geschrieben, aber auch von Haydn, Wranitzky u.a.
Die Konzerte und Feste in seinen Schlössern haben die wichtigsten Persönlichkeiten seiner Zeit angezogen, unter denen auch Johann Wolfgang von Goethe war.
Der heutige Abend ist einem der berühmtesten Gedichte von ihm „An die Entfernte" sowie dem Liederkreis von Beethoven, der auf dieses Gedicht reagierte, gewidmet. Dieses Werk ist der letzte Opus, das Beethoven Franz Maximilian gewidmet hat.
Wer war die Entfernte oder unsterblich Geliebte (wie sie Beethoven in einem geheimnisvollen Brief nennt)? An wenn hat Goethe beim Schreiben gedacht?
Das und vieles mehr wird uns die Musik heute erzählen.
„Sonatenabend" - Musik für den Fürsten Lobkowitz
Johannes Gebauer, Violine (Antonio Casini, 1683)
Alena Hönigová, Hammerflügel (William Stodard, 1818)
am Samstag 23. Oktober 2013 um 19 Uhr, Foyer Altes Schloss
Es gab wohl kaum einen "europäischeren" Musiker des frühen 19. Jahrhunderts als Jan Ladislav Dussek: Stationen seines Lebens waren unter anderem Belgien, die Niederlande, St. Petersburg, Litauen, Hamburg, Paris, Meiland, und schließlich 1789 London. Dort ließ er sich, wie so viele seiner Kollegen, zunächst nieder, ging jedoch mit dem gemeinsam mit seinem Schwiegervater Corri gegründeten Musikverlag bankrott, und musste aus London fliehen. Nach einigen Jahren mit weiteren Konzertreisen kam er 1804 zum Prinzen Louis Ferdinand von Preußen, mit dem er einige ausschweifende Jahre verbrachte. Dessen plötzlicher Tod in der Schlacht bei Saalfeld war wohl der tiefste Einschnitt in Dusseks Leben, von dem er sich nie mehr vollständig erholte. Nach einigen Monaten der Ungewissheit kam Dussek 1807 erneut nach Paris in die Dienste des französischen Aussenministers Talleyrand, vermutlich durch die Vermittlung der Herzogin von Kurland. In seinen letzten Jahren versank Dussek, trotz seines weiterhin immensen Erfolges als Pianist und Komponist, immer mehr in Depressionen, und verfiel dem Alkoholismus und der Fettsucht.
Dusseks zwei späte Violinsonaten, gemeinsam mit der Klaviersonate als op. 69 (oder op. 72) veröffentlicht, entstanden in seinem letzten Lebensabschnitt in Paris. Dussek galt zu dieser Zeit als einer der besten, wenn nicht der beste Pianist der Welt. Seine Klavierwerke sind mit das Virtuoseste was vor Liszt für Klavier geschrieben wurde. Dabei schaffte er es als einer der wenigen neben Beethoven einen ganz eigenen Stil zu kultivieren. Seine Tonsprache weist bereits weit in die Romantik, man meint Anklänge des späten Schubert, Weber, Mendelssohn, Schumann, zuweilen sogar Brahms zu erkennen.
Die beiden Violinsonaten in diesem Opus setzen sich von allen früheren Violinsonaten Dusseks deutlich ab. Sie sind echte "concertante" Violinsonaten, vermutlich entweder für Pierre Baillot oder Pierre Rode geschrieben - mit beiden konzertierte Dussek in den letzten Lebensjahren regelmäßig. Gewidmet sind diese Sonaten der Herzogin von Kurland.
Joseph Haydns Sonate in es-moll ist vor allem als Klaviertrio bekannt. Auch ist der erste Satz erst nachträglich hinzugefügt worden. Der zweite Satz, 1794 in England komponiert, trägt die Überschrift »Jacob's Dream«. Haydns Biograph C. A. Dies berichtet dazu: »[Haydn] stand in London in genauer Bekanntschaft mit einem deutschen Musikliebhaber, der sich auf der Geige eine an Virtuosität gränzende Fertigkeit erworben, aber die üble Gewohnheit hatte, sich immer in den höchsten Tönen, in der Nähe des Steges zu versteigen. Haydn nahm sich vor, einen Versuch zu machen, ob es nicht möglich wäre, dem Dilettanten seine Gewohnheit zu verleiden und ihm Gefühl für ein solides Spiel beyzubringen. Der Dilettant besuchte oft eine Demoiselle J[ansen], die mit grosser Fertigkeit das Pianoforte spielte, wozu er gewöhnlich akkompagnirte. Haydn schrieb ganz in der Stille eine Sonate für das Pianoforte mit Begleitung einer Violine, betitelte die Sonate Jakobs Traum und liess sie versiegelt, ohne Nahmensunterschrift durch sichere Hände, der Demoiselle J. überliefern, die auch nicht zögerte, die dem Anschein nach leichte Sonate, in Gesellschaft des Dilettanten zu probiren. Was Haydn vorher gesehen hatte, traf richtig ein; der Dilettant blieb immer in den höchsten Tönen, wo die Passagen überhäuft waren, stecken, und sobald Demoiselle J. dem Gedanken auf die Spur kam, dass der unbekannte Verfasser die Himmelsleiter, die Jakob im Traum sah, habe vorstellen wollen, und sie dann bemerkte, wie der Dilettant auf dieser Leiter bald schwerfällig, unsicher, stolpernd, bald taumelnd, hüpfend auf und abstieg: so schien ihr die Sache so kurzweilig, dass sie das Lachen nicht verbergen konnte, während der Dilettant auf den unbekannten Compositor schimpfte, und dreist behauptete: derselbe wisse nicht für die Violine zu setzen. Nach fünf oder sechs Monathen entdeckte es sich erst, dass die Sonate Haydn zum Author habe, der nun dafür von der Demoiselle J. ein Geschenk erhielt.«
Den ersten Satz komponierte Haydn 1795. Das komplette Trio wurde 1803 veröffentlicht, im elben Jahr schickte Haydn das Werk in der Fassung für Klavier und Violine an die Frau des Generals Moreau in Paris. 1821 erschien diese bei Nadermann in Paris. Diese Fassung weicht in einigen Punkten von der Triofassung ab.
Woher der Beiname »Frühlingssonate« für Ludwig van Beethovens Werk stammt, kann nur geraten werden. Sie unterscheidet sich jedoch durch ihre konventionellere Thematik in den Ecksätzen von den anderen Violinsonaten Beethovens. Im Vergleich mit den anderen Violinsonaten Beethovens hat sie insgesamt einen leichteren und unbeschwerten Charakter. Sie wurde 1800 oder 1801 komponiert und dem Grafen Moritz von Fries gewidmet.
Der von uns heute verwendete Hammerflügel wurde von William Stodart in London gebaut. Obwohl an der Innenseite der Frontplatte eine Bleistiftnotiz auf Baujahr und Seriennummer hinweist, ist das exakte Baujahr nicht zweifelsfrei zu ermitteln, da die letzten Ziffern verwischt sind. Das Instrument muß jedoch mit Sicherheit vor dem Winter 1819/20 gebaut worden sein, da von da ab Stodart ein ihm patentiertes Prinzip der Metallverstrebung verwendete, welches später zum modernen Metallrahmen führte.
Dieser Flügel hat noch keinerlei den Klang beeinflussende Metallteile. Er verwendet die gemeinsam von Stodarts Vater und Broadwood entwickelte Mechanik und Bauweise und hat damit auch den für englische Flügel aus dieser Zeit typischen Nachhall. Die Hämmer sind mit Leder bezogen und nicht, wie heute üblich, mit Filz. Er hat einen Umfang von sechs Oktaven und ist (bis auf wenige tiefe Saiten) dreifach besaitet, für die oberen zwei Drittel in Stahl, unten (mit getrenntem Steg) in Messing. Ein Pedal hebt die Dämpfung auf, mit dem anderen kann wahlweise auf una corda oder due corda verschoben werden.
„Vor des Lichten Tagesschein"
Adventskonzert
Anna Hlavenková – Sopran
Lukáš Vytlačil - Traverso
Alena Hönigová – Cembalo
am Samstag 14. Dezember 2013 um 19 Uhr, Gärtnerei Steinhilber
Klassisches Adventskonzert in ungewöhnlicher Umgebung
Gärtnerei Steinhilber, 92660 Neustadt a.d. Waldnaab
Die Adventszeit ist die Jahreszeit, in der die Tage kürzer werden und man fühlt sich ein wenig bange von der wachsenden Dunkelheit. In der christlichen Tradition ist das aber die Zeit des Erwartens. Das Licht, dass die Dunkelheit bald durchdringen soll, verspricht uns auch der Dichter in der Kantate von Georg Philippe Telemann, die gerade zum dritten Advent komponiert ist. Das ruhige Vertrauen ist das Thema von den Adventskompositionen von Bach, die kommende Freude strahlt die Musik von Vivaldi und Händel aus. In der Arie von Zelenka erscheint sogar persönlich ein Engel um zu unsere Seelen erwärmen.