Quinauer Musikfesttage 2020
Freitag 28. August - Sonntag 30. August 2020
in der Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung in Quinau
Gemeinde Blatno Bezirk Chomutov, Tschechien (Karte)
Eintritt frei. Kollekte
Das Musikfestival QUINAUER MUSIKTAGE wurde mit der Idee gegründet, die seit 2012 gepflegte musikalische Tradition im Schloss Jezeří fortzusetzen. Die Gemeinde Blatno möchte die Lücke im kulturellen Angebot füllen, die mit dem Abschluss von dem Festival Musiksommer in Eisenberg entstand, und dem Publikum, das das Festival in Jezeří lieb gewonnen hat, ein ebenso hochwertiges Programm anbieten. Das Konzert, das im Sommer 2019 von der Gemeinde Blatno organisiert wurde, bewies, dass die nahe gelegene schöne Barockkirche in Quinau/Květnov inmitten einer malerischen, unberührten Landschaft, die einst von Tausenden von Pilgern gesucht wurde, immer noch Zuhörer nicht nur aus der Umgebung, sondern auch von deutscher Seite anziehen kann. Besonders erfreulich war, dass das Konzert auch von dem ehemaligen Publikum aus dem Schloss Eisenberg besucht wurde.
Diesjährige Dramaturgie verbindet barocke tschechische und deutsche Autoren, katholisch sowie protestantisch und vermischt auch Interpreter beider Nationalitäten. Es setzt auch unterschiedliche interpretative Zugänge gegeneinander: authentisch und modern. Diese verschiedenen Elemente sollten dann in einer universellen Sprache - der Sprache der Musik - sprechen und den Festivalbesuchern am letzten Augustwochenende 2020 ein einheitliches Erlebnis ermöglichen, die durch die Genius Loci dieses Ortes verstärkt wird.
Das Festival wird am Freitagabend mit einem magischen Programm von Bibers „Rosenkranzsonaten“ eröffnet. Jede der 15 Sonaten ist einem
Mariengeheimnis gewidmet und die Originalausgabe dieser Sonaten wird von Zeichnungen begleitet. Die zweite dieser Sonaten, ursprünglich „Mysterien-Sonaten" genannt, ist demselben Mysterium geweiht, wie die Quinaeur Kirche selbst - dem Mysterium der Mariä Heimsuchung.
Bibers mystische Komposition ist auch technisch ein experimentelles Werk. Das Stimmen der verschiedenen Violinsaiten während des Zyklus lässt dieses Instrument in einer völlig neuen Farbe erklingen. Ihre Interpretation wird von einer unverwechselbaren Persönlichkeit der zeitgenössischen Welt der Barockvioline Miki Takahashi übernommen.
Für Festivalbesucher, die sich nicht an ein volles Abend-Musikprogramm trauen oder ihren morgendlichen Spaziergang mit der Familie abwechseln möchten, ist das Samstagsprogramm um halb zwölf geplant. Bachs Solo-Violoncellosuiten, von Bernhard Hentrich gespielt, kombinieren einige der beliebtesten Barockwerke mit einer Erzählung über das Barockcello, interessanten Fakten aus Bachs Leben und Abenteuern, die den Künstler erwarten, wenn er diese Kompositionen „zu besteigen“ möchte.
Der Samstagabend ist der Batzdorfer Hofkapelle gewidmet, die ein vokal-instrumentales geistliches Programm vorbereitet hat, das böhmische, mährische und deutsche Musik des 17. Jahrhunderts miteinander verbindet. Katholische und protestantische Traditionen in den Kompositionen von Albert Mazák, Heinrich Döbel, Heinrich Ignaz Biber, Dietrich Buxtehude und Heinrich Schütz finden sich hier im Text der Kantaten „Der eine Gott". Die exzellente Sopranistin Viola Blache wird den Solopart übernehmen. Die Wallfahrtskirche Maria Heimsuchung in Quinau ist die Inspirationsquelle dieses Programms. Der die Landesgrenzen überwindende und Menschen verbindende Glaube an den einen Gott und die Vertonungen der gleichen religiösen Texte aus katholisch-tschechischer und protestantisch-norddeutscher Sicht ist das dramaturgische Rückgrat der Stückauswahl. Auf der tschechischen Seite stehen die viel zu selten zu hörenden Kompositionen von Alberik Mazák und die unermesslich reichen musikalischen Schätze der Klosterbibliothek in Kromeriz mit ihren internationalen Stars wie H. I. F. Biber und J. K. Kerll. Der Italiener Vincenzo Albrici arbeitete in seinen letzten Lebensjahren an der Augustinerkirche in Prag und hinterließ eine umfangreiches und qualitätsvolles Repertoire. Dietrich Buxtehude, Franz Tunder und Johann Theile stehen für die Hochblüte der protestantischen Kirchenmusik in Norddeutschland in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts. Heinrich Schütz, der „Vater der modernen Musik" in Deutschland, gibt uns Einblicke in das protestantische Musikleben Dresdens. Den Geist der Jahrhunderte alten Wallfahrtskirche zu Ehren Marias aufgreifend, werden diese Werke der barocken Komponisten durch mittelalterliche Mariengesänge ritornellhaft verbunden.
Der Sonntagnachmittag ist dem fröhlichen, festlichen Antlitz des Barocks gewidmet. Bachs Brandenburgische Konzerte entstanden in einer der glücklichsten Perioden des Komponistenlebens, als er als Hofkapellmeister in Köthen engagiert war. Im Konzert wird das vierte concerto - für Solo-Cembalo, Flöte, Violine und Streicher erklingen. Das Konzert wird auch Kompositionen von František Xaver Richter (gebürtig in Holešov) enthalten, der später in Mannheim berühmt wurde - als Geiger im damals berühmten Stamitz Orchestra und als Komponist farbenfroher dynamischer Musik, die ganze Europa damals inspirierte. Der Ruhm von seiner Symphonien fürte auch zu der Einladung nach Straßburg, wo er später als Kapellmeister in der Kathedrale Notre-Dame wirkte. Im Programm „Aus dem Tagebuch des Komponisten des 18. Jahrhunderts" wird die Musik mit der Erzählung aus dem Alltagsleben der Komponisten begleitet.
Die einzelnen Veranstaltungen verbinden das Wort (auf Tschechisch und auf Deutsch) mit der Musik und zielen darauf ab, Publikum und Musiker zu einem gemeinsamen Erlebnis zu verbinden. Das gesamte Musikwochenende ist sowohl für Besucher gedacht, die nur ein Konzert aus dem Programm auswählen, als auch für Zuhörer, die das gesamte Wochenende im Erzgebirge verbringen möchten.
Den Besuchern wird auch ein Programm mit Spaziergängen in der Umgebung oder Ausflügen angeboten, das an verschiedene Altersgruppen angepasst ist.