BATZDORFER JUBILÄEN

Quinauer Musikfesttage 2022
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  Samstag, 27. August 2022 17:00

  Kirche zum Hl. Erzengel Michael in Blatno  |  Blatno, Bezirk Chomutov, Tschechische Republik

"Per l'orchestra di Dresda"
Musik für die Dresdner Hofkapelle

Jubiläumskonzert  - 30 Jahre Batzdorfer Hofkapelle

Batzdorfer Hofkapelle
Xenia Löffler - Oboe, Blockflöte, Elisabeth Beckert, - Oboe, Eva Maria Horn - Fagott,
Daniel Deuter, Lena Rademann, Beate Voigt, Wolfgang von Kessinger, Hedwig Ohse - Violine,
Caroline Kersten - Viola, Patrick Sepec - Violoncello, Sven Rössel - Kontrabass,
Stefan Maass, Stephan Rath - Laute, Tobias Schade - Cembalo

PROGRAMM

Georg Friedrich Händel (1685 - 1759)
Ouvertüre zur Oper "Il Pastor fido" HWV 8a, in einer Dresdner Bearbeitung
Ouvertüre - Largo - Adagio - Allegro - Air - Allegro

Georg Philpp Telemann (1681 - 1767)
Violinkonzert B-Dur  TWV 51:B1
"Per il Sig. Pisendel da me G. P. Telemann, 14 Sept. 1719"
Largo - Vivace - Adagio - Allegro

Johann David Heinichen (1683 - 1729)
Konrert g-moll S237 für Oboe, Streicher und Bc
Allegro - Pizzicato - Vivace

Pause

Francesco Veracini (1690–1768)
Ouvertüre Nr. 5 B-Dur
Largo/Allegro - Menuett - Gigue - Rigadon

Georg Friedrich Händel
Sonate D-Dur HWV 392 (Dresdner Sonate)
Andante - Allegro - Adagio - Allegro

Jan Dismas Zelenka (1679-1745)
Hipocondrie a 7 Concertanti ZHV 187
(Grave) - Allegro - Lentement

WORT ZUM PROGRAMM

Für das Kurfürstentum Sachsen ist im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts ein „goldenes Zeitalter“ angebrochen. Spätestens nachdem der zerstrittene Hochadel von Polen im Juni 1697 mit August dem Starken ausgerechnet einen Sachsen zum neuen König gewählt hat, arriviert das Königreich zu einem veritablen Global Player im europäischen Spiel um die Macht.

Während das Territorium sich nach Osten ausweitet, richten sich die Antennen der Dresdner Kulturkanäle einvernehmlich südwärts. Schon 1695 hat der Kurprinz mit großer Begeisterung Elemente des venezianischen Karnevals an die Elbe geholt, und bald darauf kommt in Dresden auch die „Commedia dell’ arte“ in Mode. Italienisch inspirierte Prachtbauten aus der Zeit sollen das Stadtbild noch über viele Generationen als „Deutsches Florenz“ kennzeichnen. Nebst den dazugehörigen Musikern arriviert die italienische Musik in den ersten beiden Dekaden des 18. Jahrhunderts nach und nach zu Dresdens liebster Importware und zum Zündfunken eines erfolgreichen italienisch-sächsischen Kultur-joint venture. Bei alledem erstaunt es nicht, wenn auch die Dresdner Hofkapelle europaweit zu den angesehensten Ensembles der Epoche aufsteigt. Erst auf den zweiten Blick wird deutlich, dass es sich dabei nicht allein um ein Gipfeltreffen der berühmtesten Musiker ihrer Zeit handelt. Der Kurfürst muss einem bis dato beispiellosen Panoptikum unberechenbarer Querköpfe gegenübergestanden haben, wann immer er den Klängen seiner Hofkapelle sein Ohr schenkte.

Die Szenerie und ihre Darsteller:
1. Georg Friedrich Händel ungekrönter Herrscher im Opernhimmel Europas. Infiziert von einem über zweihundertfünfzig Jahre alten Virus der Begeisterung des Dresdener Hofes für seine Werke spielen wir Pisendels (vgl. Ziffer 2) gutgenährte Umschriften von Händels ohnedies nicht gerade hohlwangiger Musik.
2. Johann Georg Pisendel: Geiger, verbringt ein ganzes Jahr auf Kosten des Kurfürsten bei Antonio Vivaldi in Venedig und wird später zum erstem großen Verfechter von dessen exaltiertem Violinstil in Deutschland.
3. Georg Philipp Telemann ausgebuffter Geschäftsmann, hat mit der Widmung des Violinkonzertes an den Dresdener Teufelsgeiger (vgl. Ziffer 2) “Per il Signor Pisendel da me G.P.Telemann, 14. Sept. 1719” sicher auch die nicht ganz uneigennützige (allerdings erfolglose) Bewerbung um den begehrten Titel eines königlichen Dresdner „Hofcomposituers“ im Sinn.
4. Johann David Heinichen: hitziger Zelot am Schreibtisch, in Debatten (vgl. Ziff. 4) und am Instrument, studiert gründlich die italienische Generalbasslehre und versetzt seine deutschen Kollegen mit einem selbstgeschriebenen Lehrwerk über vollgriffige Akkorde und raffinierte Dissonanzen (gelegentlich bis heute) in Angst und Schrecken.
5. Francesco Maria Veracini
: italienischer Exzentriker, läuft in Dresden zu Hochform auf und springt während eines Streits mit seinem Kollegen Johann David Heinichen (vgl. Ziff. 4) vor Wut aus dem Fenster des zweiten Stockwerks, – seitdem gehbehindert.
6. Jan Dismas Zelenka gebürtiger Böhme, exzentrischer Komponist und Kontrabassist der Hofkapelle, bekannt für seine sich dem Mainstream verweigernden Werke. Hinter Heinichen (vgl. Ziffer 4) und später Hasse ewige Nummer 2 im ranking der kath. Kirchenkomponisten.

Seit ihrem Gründungskonzert zu Pfingsten 1992 ist das Repertoire der Dresdner Hofkapelle ein wichtiges, Identität stiftendes Merkmal der Batzdorfer Hofkapelle.
Dresdener Opern, Intermezzi, Oratorien, Kirchenmusik, weltliche Kantaten, Orchesterwerke, Kammermusik des 17. und 18. Jahrhunderts waren und sind im Laufe der Jahrzehnte der immer wiederkehrende Kern ihrer Arbeit. Auch das Programm des Jubiläumkonzerts bildet diese langjährige Vorliebe und Verbundenheit ab.

 Stephan Rath

 

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