Mit Marta Schreiter über das Leben an der Grenze

19. 7. 2023

Marta Schreiter“Ich versuche immer etwas zu tun, damit Menschen – auch Menschen unterschiedlichster Herkunft, Sprache, Konfession – miteinander in Kontakt kommen. Meine größte Freude ist, Leute zueinander zu bringen.”
Man hört Marta Schreiter die Begeisterung an, mit der sie an die Arbeit geht. Als Václavíková ist sie 1980 in Uherské Hradiště / Ungarisch Hradisch geboren und in Uherský Brod / Ungarisch Brod in Süd-Mähren aufgewachsen, jetzt lebt sie in Marienberg auf der deutschen Seite des Erzgebirges, in der Luftlinie dreißig Kilometer von Blatno auf der tschechischen Seite des Erzgebirges entfernt.

Im Moment hilft sie, das Dorf Blatno mit einem Freundeskreis in Zöblitz zu verbinden, der sich wegen tschechischer Sprache, Literatur oder auch zum Essen trifft. Sie alle hoffen, dass durch diese Zusammenarbeit ein weiterer Stein auf dem Weg zur Rückkehr der St.-Michael-Orgel nach Blatno, insbesondere zur Reparatur des Chors, gelegt wird.

Ferienlager in Rübenau

Menschen, die an Grenzen leben - mögen es politische, geografische, kulturelle, sprachliche, religiöse sein - haben, so glaubt man, mehr Gelegenheit zum Miteinander-Sprechen, zum Miteinander-Feiern, zum Miteinander-Wirken. Aber leider werden die Gelegenheiten zu grenzüberschreitenden Begegnungen nicht immer genutzt. Es gibt noch Misstrauen, Skepsis, Bedenken. Auf beiden Seiten.

Glücklicherweise sind da Einrichtungen da wie zum Beispiel den Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds mit Sitz in Prag, zu dem auch Marta Schreiter gute Kontakte hat, der Ideen fördert, die die deutsch-tschechische Nachbarschaft stärken und lebendig machen. Und die Spannweite der finanziell unterstützten Initiativen reicht von Literatur, Musik, Theater, Film und Musik der unterschiedlichsten Formen, Themen sind auch die Vertreibung der Deutschen aus Tschechien, ausgestorbene, verschwundene und in den letzten Jahren wieder zu neuem Leben erweckte Dörfer, Holocaust-Daten und Voreingenommenheit gegenüber Sinti und Roma.

Ein wichtiges Projekt, das zur besseren Kenntnis über die Grenze hinweg und zum Abbau von leider noch auf beiden Seiten bestehenden Vorurteilen beitragen kann, ist das Kinderferienlager in Rübenau, einem grenznahen Ortsteil der Stadt Marienberg. Die deutschsprachigen Familien der Gegend haben schon seit einiger Zeit verstanden, wie wichtig solche Kontakte gerade unter Kindern und Jugendlichen zwischen sieben und 15 Jahren sind. Für den zweiten Termin dieses einwöchigen Camps (30. Juli – 5. August) sind noch Plätze frei, die – wie Last-Minute-Offerten im Tourismus – mit 50% Rabatt angeboten werden.

Was das alles mit den Quinauer Musikfesttagen zu tun hat? Auch beim niveauvollen Musizieren in Blatno und Quinau werden Grenzen überwunden. Und deutsche wie tschechische Menschen, die auf beiden Seiten des Erzgebirges leben, kommen einander näher.

Wolftraud de Concini