“… Und es gibt nie genug Tugend”

15. 6. 2023

caritas

“… Und es gibt nie genug Tugend”, erzählt Miroslava Beranová, 49-jährige Lehrerin aus Chomutov/Komotau und auch Malerin. Hobbymalerin, wie sie unterstreicht. Und da sie, offensichtlich eine “positive” Person, keine deprimierenden, unglücklichen Dinge malen will, “um auf die unruhigen Zeiten und das menschliche Leid hinzuweisen”, hat sie die Tugenden zu ihrem künstlerischen Thema der letzten sechs Jahren gemacht.

Sechs dieser lebensgroßen Bilder werden den Sommer über in der dem Hl. Erzengel Michael geweihten Barockkirche in Blatno ausgestellt: Liebe, Hoffnung, Demut, Glaube, Reinheit und Gerechtigkeit. Eben Tugenden, von denen es “nie genug” gibt, wie Miroslava sagt.

Sechs Tugenden (zu denen in näherer oder fernerer Zeit auch noch andere kommen könnten, meint die Künstlerin, “vielleicht die Geduld”), ohne Bezug auf die christliche Religion oder die Antike.

Wir im christlichen Abendland bringen die drei theologischen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe mit Paulus von Tarsus in Zusammenhang, der sie im Thessaloniker- wie im Korintherbrief formulierte. Auf Papst Gregor den Großen – er lebte von 540 bis 604 - geht dagegen der traditionelle Kanon der theologischen sieben Tugenden zurück; denn den drei theologischen (oder göttlichen oder christlichen) Tugenden fügte er die aus der Antike übernommenen, platonischen Kardinaltugenden Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung hinzu.

Die allegorischen Darstellungen der Tugenden sind immer weiblich. Auch bei Miroslava. Sie hat attraktive, junge Frauen geschaffen, die in fließende pastellfarbene Gewänder gekleidet sind. In einer lieblichen, böhmischen Landschaft. In den Händen halten sie symbolische Gegenstände, die uns die Interpretation der Gestalten erleichtern: Der Glaube hat eine Kerze, deren Flamme sich trotz des starken Winds nicht bewegt, da er fest und stark sein muss. Die Liebe trägt ihr Herz in der Hand, die Gerechtigkeit ein Schwert, die Hoffnung einen Korb voller Blumen. Die Demut streichelt mit gesenktem Kopf ein Lamm, die Reinheit ist einfach da, rein, sittsam und keusch.

Und diese Figuren treten auch den Besuchern der Vernissage am Samstag, den 17. Juni um 14:30 entgegen und werden den ganzen Sommer über die Kirche zum hl. Erzengel Michael bewachen, bevor da am 25. August das Festival Quinauer Musikfesttage anfängt. „Weisheit oder Torheit?“, „Unerträgliche Leichtigkeit“ und „Welt, Gute Nacht“ sind die Themen der drei Festival-Tage, an denen Werke von Komponisten des 17., 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts zur Aufführung kommen.

Wolftraud de Concini