Der Gustav-Zindel-Weg um Blatno

 23. 5. 2022

Acht Kilometer rund um Blatno auf Wegen, die traditionsreiche Kreuze und Statuen berühren, Marterln, Kapellen, Kirchen und wunderschöne Fachwerkhäuser, und dazu Fichten, Eichen und alte Linden, wie sie auch in Böhmen symbolisch für Heimat, Frieden und Gemeinschaft stehen. Das ist, auf einen Nenner gebracht, der Gustav-Zindel-Weg, ein Rundwanderweg, der in Blatno beginnt und am selben Ort wieder endet.


glazarovo_pole.jpgDie Gemeinde Blatno hat ihn im Jahr 2021 realisiert, hat mit erheblichem Kostenaufwand heruntergekommene Bauten von Spezialfirmen restaurieren und Wegkreuze aus Bruchstücken wieder zusammensetzen lassen: um Gäste und Touristen auf diese liebliche Landschaft im Erzgebirge aufmerksam zu machen. Vor allem aber soll mit diesem Weg an einen Sohn dieser Gegend erinnert werden, der sonst Gefahr lief, in Vergessenheit zu geraten: Gustav Zindel (1883 – 1959).

 


Gustav Zindel ve svém ateliéru v Radenově 1935. Zdroj: Projekt Zindelova stezka.Auf halbem Wege der Rundtour treffen wir in Radenov auf die „Zindel-Baude“. Sie hat ihren Namen nach dem hier, im damaligen Rodenau, geborenen Gustav Zindel. Er war in einer Bauernfamilie zur Welt gekommen, hatte aber schon im Alter von sechs Jahren großes Talent und Begeisterung für Zeichnen und Malen an den Tag gelegt. Nach Privatunterricht im heimatlichen Komotau besuchte er vier Semester lang die Nürnberger Kunstgewerbeschule (und in der Albrecht-Dürer-Stadt ist sogar eine Straße nach ihm benannt), übernahm aber dann 1926 die elterliche Landwirtschaft. Und wenige Jahre später errichtete er neben seinem Elternhaus eben die „Zindel-Baude“, die Gastwirtschaft und Künstleratelier zugleich war.


Er schuf Bühnendekorationen, entwarf Postkarten und Kalender, illustrierte Bücher. Aber im Mittelpunkt seines künstlerischen Schaffens standen Landschaften aus dem heimatlichen Erzgebirge, volkstümliche Trachten und Szenen von farbigen Volksfesten, die er in zahlreichen Zeichnungen und Gemälden festhielt.


G. Zindel: Pohled na Radenov, pohlednice, zdroj Blatenská Blatka 2016, VI, 4Leider haben die politisch-geschichtlichen Gegebenheiten sein Werk stark beeinträchtigt. Ein Großteil seines OEvres ging nach dem Zweiten Weltkrieg verloren, als er und seine Familie ins Landesinnere der Tschechoslowakischen Republik umziehen mussten. Ein besonders tragisches Faktum für einen Künstler, der sich immer für ein friedliches Zusammenwirken von Deutschen und Tschechen eingesetzt hatte.
Umso lobenswerter daher diese Initiative der Gemeindeverwalter von Blatno, mit dem Gustav-Zindel-Weg erneut auf den aus dem Erzgebirge stammenden und das Erzgebirge liebenden und in Landschaft und Folklore verherrlichenden Künstler aufmerksam zu machen.

Wolftraud de Concini


P.S.: Werke von Gustav Zindel befinden sich in Museen in Karlsbad und in Komotau, und verschiedene Stiftungen in Deutschland haben ihn posthum für seinen Dienst an Kunst und Kultur geehrt.