Über Giovanni Bononcini*

Brief von L. Vejška an seinen Freund nach Wien, erste Hälfte des 18. Jhdts.:

Giovanni Battista Bononcini/BuononciniEhrwürdiger ... [Text unleserlich: die Formel endet unser lieber] ... ehrwürdiger ... [Text unleserlich bis zum Ende der Zeile] ... bewahre für immer.
 
Ich hoffe, dass es Ihnen gut ergeht, dass keine Krankheit Sie befallen hatte und dass Ihre Taten auf der hellen Seite stehen. Ich schreibe Ihnen nicht nur, um zu erfahren, wie es Ihnen geht, sondern ich sende Ihnen diesen Brief auch mit einer anderen Bitte. Erinnern Sie sich in Ihrem lebhaften Gedächtnis daran, dass Sie vor fünf Monaten mit Ihrem Brief eine Partitur einer Sonate da violoncello von Maestro Buononcini, den Hierzulande mit Ruhm nicht begnadet hatte, beigefügt haben. 

Bewunderung musste diese Sonate von mir erhalten, denn es ist wahr, dass ich diese lange examinierte und mit ihr experimentierte. Ich habe viele Stunden vor der Partitur gesessen, mir die Finger vor Schmerz gekrümmt und auf andere vergebliche Weise versucht, sie zu proben, aber habe nie zum richtigen Schluss der Sache gefunden. Deshalb, mein lieber Freund, sagen Sie mir, wer dieser Philister ist, der mich zum Narren halten will, weil ich keine Note spielen kann. Man muss sein Können dennoch anerkennen, denn es fehlt nichts am Klang seiner Musik.
Deshalb möchte ich Sie höflich bitten, dass Sie so gütig sind und mir mehr über diesen Signor erzählen und mich sonst berichtigen. Desweiteren ist mir nichts Neues widerfahren, denn es bleibt alles beim Alten: Meine Frau ist schon in einem hohen Segenszustand, und ich musiziere, so viel ich kann, um einen zusätzlichen Kreutzer in die Kasse zu legen und die Familie zu erhalten. Und auch Sie, belieben etwas von sich mir zu schreiben.
Die Freude an unseren Gesprächen verweilt mir, ich erwarte Ihre Antwort bald und wünsche Ihnen genügend von Erfolg und Glück.

Ihr Freund sagt Ihnen Lebewohl,
Herr L. Vejschka 

Anmerkung der Redaktion:
* Giovanni Battista Bononcini/také Buononcini (1670 Modena – 1747 Wien), Komponist, virtuoser Violoncellist, Sänger und Pädagoge. Bononcini wurde in Modena als ältester der drei Söhne des Geigers und Komponisten Giovanni Maria Bononcini (1642-1678) geboren. Sein Bruder Antonio Maria Bononcini wurde ebenfalls Musiker und Komponist. Er wurde im Alter von acht Jahren Waise und wurde Schüler der Musikschule der Basilika San Petronio in Bologna, die von dem Komponisten Giovanni Paolo Colonna geleitet wurde.
Schon als ar 15 Jahr alt war,  veröffentlichte er seine erste Sammlung, und seine Instrumentalkompositionen, Oratorien und Messen brachten ihm die Mitgliedschaft in der angesehenen Philharmonischen Akademie von Bologna / Accademia Filarmonica di Bologna (1686) und eine Stelle als Kapellmeister an der Kirche von San Giovanni in Monte in Bologna ein. Er verbrachte einige Zeit in Mailand und widmete 1691 Kaiser Leopold I. eine Sammlung von Vokalduetten, Op. 8, und spielte in dem berühmten Orchester von Kardinal Benedetto Pamphili.

Im selben Jahr zog er nach Rom und trat in die Dienste des Herzogs Philipp II. Colonna, einem Mäzen und Kunstmäzen. Hier komponierte er mehrere erfolgreiche Opern und wurde Mitglied in zwei exklusiven römischen Kunstgesellschaften: der musikalischen Accademia Nazionale di Santa Cecilia und der literarischen Accademia degli Arcadi.
Nach dem Tod von Colonnas Frau im August 1697 verließ Bononcini Rom und ging nach Wien, wo er in den Dienst von Kaiser Leopold I. trat. Er erhielt ein höheres Gehalt und wurde der Lieblingskomponist des Thronfolgers Joseph I. von Habsburg. Nach dem Ausbruch des Spanischen Erbfolgekriegs ging er nach Berlin, wo er zum Liebling der preußischen Königin Sophie Charlotte von Hannover wurde. Der Erfolg der in Berlin aufgeführten Opern Cefalo und Poliferno verbreitete sich in ganz Europa.
V letech 1720–1732 žil v Londýně a o popularitu soutěžil s Georgem Friedrichem Händelem. Rivalita mezi oběma skladateli měla i politický podtext, neboť toryové podporovali Händela, zatímco whigové Bononciniho. Giovanni Bononcini se sice stal chráněncem Sarah Churchillové, vévodkyně z Marlborough, která vedla jeho obdivovatele, ale Händel získal na svou stranu více příznivců. Londýn opustil poté, co byl obviněn z plagiátorství. Historka o tom, že vydával madrigal Antonia Lottiho za své dílo, se vzhledem k jeho celé kariéře nezdá dnes příliš pravděpodobná.

Od roku 1733 žil v Paříži a komponoval hudbu pro veřejné koncerty v paláci Tuileries. Závěr svého života strávil ve Vídni, kde měly premiéru i jeho poslední opery a císařovna Marie Terezie mu od roku 1742 poskytla důchod 50 zlatých měsíčně.